Nebel hängt über den Tälern, dunstig steigt er über Flüssen und Wiesen auf. Unhörbar schlängelt er sich durch die schmalen Gassen der Altstadt, erobert den gesamten Ort und streift lautlos an den Fenstern vorbei. Nun ist auch der leichte einsetzende Regen zu erkennen, der sich nur schwach von den grauen Wolken abhebt. Mit einem Blick auf den Kalender fröstelt man und schaudert: Halloween steht vor der Tür.
Halloween kommt ursprünglich nicht aus den USA, sondern aus Irland. Das Fest wurde von den Kelten „Samhain” genannt und stand für das Ende der fruchtbaren Jahreszeit sowie die Nähe zum Reich der Toten. Daraus entstand dann das mittlerweile stark kommerzialisierte Halloween. Inzwischen steht das Fest auch bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland hoch im Kurs, während sich so mancher Erwachsener nur kopfschüttelnd nach den kostümierten Gestalten umsieht und am liebsten die Türklingel abstellt, damit er nicht von „Süßes oder Saures“-Rufen gestört wird. Auch wenn sich die Geister bei Halloween scheiden, bleibt ein gewisser Gruselfaktor zurück, der von den schaurigen Kostümen, dem ungemütlichen Wetter und den schnell dunkler werdenden Abenden herrührt.
Eine Nachtwächter-Führung ist ein gelungener Anfang eines Gruselaufenthaltes in der Umgebung. Man begleitet einen mit Umhang, Hellebarde, Horn und Laterne ausgestatteten Nachtwächter durch die dunklen, verwinkelten Gassen der Altstadt. Im Mittelalter waren die Wächter während der Nachtruhe zuständig für Recht und Ordnung, sie warnten schlafende Bürger vor Feuer oder Dieben. Diese alte Tradition wird in Freudenberg, Hilchenbach und Siegen wiederbelebt und führt Besucher zurück in die Vergangenheit, in eine unsichere, rauere Welt voller Mythen und Sagen.
Wer sich aus den Orten und Städten hinaus in die Natur traut, ist umgeben von gruseligen Plätzen, die ihre ganz eigenen Geschichten erzählen und den Wanderer mit einem Schaudern zurücklassen.
Nicht weit von Bad Laasphe mitten im Wald findet man die Teufelskanzel. Diese eindrucksvolle Felsgruppe ist ein schauriges Denkmal mystischer Geschichte. Überlieferungen zufolge befand sich hier vor den Zeiten des Christentums eine kultische Stätte. Richtig gruselig wird es hier in der Abenddämmerung, wenn man sich um die Felsen versammelt und einer aus der Gruppe die Geschichte vom Sensenmann erzählt. Hier wurde nämlich eine berüchtigte Räuberbande hingerichtet. Man erreicht die Teufelskanzel auf dem Mythen- und Sagenweg, auf dem man auch noch in den Genuss der Erzählung des wilden Jägers im Botzebachtal und der unglücklichen Gräfin Charlotte kommt.
Im südlichen Zipfel der Region Siegen-Wittgenstein findet man ein weiteres Naturdenkmal. Hohe Felszacken und höhlenartige Auswaschungen prägen die Felsgruppe, in der laut Legende die wilden Weiber wohnten.
Die kleinen braunen Gestalten mit zerzausten schwarzen Haaren machten den Bewohnern in der Umgebung das Leben schwer. Sie stahlen Eier und Schinken, Brot und Milch und ließen sich von den Menschen alles bringen, was sie brauchten. Wenn die armen Dorfbewohner einmal nicht wie gewünscht zu Diensten sein konnten, war die Rache fürchterlich. Im Dorf hat man sie zwar nie gesehen, aber „wenn der Sturm um die Scheiben fuhr, wenn schwarze Gewitter ihre grellen Blitze in das Tal schleuderten und der Donner unheimlich grollte, dann wusste man: Sie waren da.“
Niemand weiß, woher sie kamen und wohin sie gegangen sind, aber auch heute noch meint man ihre schlurfenden Schritte in stürmischen Nächten in den Straßen zu hören. Und wenn man sich abends am Wildweiberhäuschen aufhält, sollte man starke Nerven haben und kein Problem mit einer Gänsehaut – denn wer weiß, ob nicht genau in dieser Nacht die wilden Weiber zurückkehren.
Wenn es ums Gruseln geht, muss man auch über Frankenstein und sein Monster sprechen. Nicht wenige Halloween-Kostüme nehmen sich das Monster aus Mary Shelleys Geschichte zum Vorbild. Was haben aber Mary Shelley und Frankenstein mit Siegen-Wittgenstein zu tun?
Ziemlich viel, denn Johann Konrad Dippel gilt als Vorbild für den Roman. Und dieser Mann, geboren auf der Burg Frankenstein im Odenwald, ist auf Schloss Wittgenstein gestorben und wurde in der evangelischen Laaspher Stadtkirche begraben. Dippel studierte Theologie, Medizin, Alchemie und Mystik und interessierte sich für die menschliche Seele. Als Mary Shelley 1814 den Rhein bereiste, soll sie einen Abstecher zur Burg Frankenstein gemacht haben. Dort ließ sie sich von Dippels Geschichte inspirieren und schrieb ein Jahr später den heute weltbekannten Roman. In Bad Laasphe soll Dippel immer noch in Vollmondnächten durch die Altstadt streifen, in dem Versuch, das nächste Monster zu erschaffen.
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